Mannheims Straßen

Montag, Mai 22, 2006

Lebensgefahr in Mannheim


Tour 3
Stadtteil: Oststadt
Abgelaufene Straßen: Renzstraße, Bassermannstraße, Suckowstraße, Lessingstraße, Schöpflinstraße, Medicusstraße, Ludwig-Ratzel-Straße, Hans-Reschke-Ufer, Josef-Braun-Ufer

Als ich heute morgen meine Tour begann, war ich noch nicht wirklich wach, hatte noch nicht gefrühstückt und, wohl auch Dank des schwülen Wetters, leichte Kopfschmerzen. So merkte ich dann auch erst in der dritten Straße der heutigen Tour, dass ich vergessen hatte, meinen Schrittzähler am Gürtel anzubringen. Also nochmal zurück, Schrittzähler auf Null gestellt, an den Gürtel dran und los.

In meinem Eintrag der ersten Tour hat man sicherlich gemerkt, dass ich ein wenig enthusiastisch ob der entdeckten gelben Telefonzelle war. Nun, gleich zu Beginn der Bassermannstraße, gegenüber dem Theresienkrankenhaus, steht noch ein Exemplar. So selten scheinen sie also gar nicht zu sein, wenn ich nach nicht mal 30 abgelaufenen Straßen mehr als eine finde.

Dieser Teil der Oststadt, der zwischen dem Luisenpark und dem Neckar liegt, ist vor allem vom Theresienkrankenhaus und mehreren Arztpraxen geprägt. Aufgrund des Krankenhauses scheint es hier einen besonders ausgeprägten Parkplatzkampf zu geben. Eine Garageneinfahrt in der Suckowstraße war von drei sehr penetrant wirkenden "Ausfahrt freihalten"-Schildern umsäumt. Ein Arzt, der sich entweder auf Fuß- oder Hautkrankheiten spezialisiert hat (so genau kann ich mich leider nicht mehr erinnern), hatte doch tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift "Arztausfahrt - Tag und Nacht freihalten" an seiner Garage kleben. Selbst mit meiner doch recht überbordenden Fantasie konnte ich mir nicht vorstellen, dass er besonders häufig zu Notfällen eilen müsste.

Neben dem Krankenhaus gibt es noch ein Altenwohnheim und eine Schule in diesem Teil Mannheims. Ich glaube, ich habe nun auch ausgemacht, warum die schulischen Leistungen in Deutschland im internationalen Vergleich so miserabel sind. Mal ganz davon abgesehen, dass auch in dieser Schule ein Teil des Unterrichts in sicherlich mal als Provisorium gedachten Containern stattfindet, grenzt sie an die Lessingstraße. Entweder hat man bei der Stadt Mannheim einen etwas abwegigen Humor oder die Rechtschreibreform hat auch bei den Mitarbeitern der Stadt einen beträchtlichen Schaden angerichtet. Was auch immer der Grund sein mag, wenn man von der Bassermannstraße kommt, geht man in die Lessing-Strasse. Vom Josef-Braun-Ufer hingegen betritt man die Lessingstraße.

Auch ich mag ja die sich immer wieder ändernde Rechtschreibreform nicht in all ihren Facetten (schreibt man das noch so?!?) verinnerlicht haben, aber dass nach einem kurzen Vokal ein Doppel-S folgt und nach einem langen Vokal ein ß ist schon sehr eingängig. Und selbst im Mannemer Dialekt spricht man Straße mit einem langen Vokal, ansonsten reimte sich Straße ja mit Trasse oder Tasse. Das ist ja nun nicht der Fall. Soviel zur Deutschstunde.

Man fragt sich halt nur, ob das noch keinem Lehrer aufgefallen ist, oder ob es den Lehrern (und Schülern) dieser Schule einfach egal ist. Für den nächsten Pisa-Test sehe ich jedenfalls schwarz. (Natürlich bin ich mir bewusst, dass in der Adresse dieses Blogs "mannheims-strassen" steht. Das liegt halt daran, dass es bei Internetadressen keine Umlaute und besondere Buchstaben wie das ß gibt.)

So richtig spannend wird es auch erst, wenn man in das Hans-Reschke-Ufer einbiegt. Dort wird man dann gleich von einem Warnhinweis begrüßt, der bei Bedarf mit einem orangenem Licht verstärkt wird: "Lebensgefahr Eisschlag vom Fernmeldeturm". Ein weiteres Schild steht dann zwischen selbigem und dem Bootshaus. Was bin ich froh, dass ich diese Straßen schon jetzt ablaufe und nicht erst im Winter. Es gibt sicherlich schönere und vor allem weniger skurrile Todesarten als von einem Eiszapfen durchbohrt zu werden.

Man kann selbstverständlich auch zur Aussichtsplattform des Fernmeldeturms hochfahren und Mannheims Straßen von oben betrachten. Kann man, muss man aber nicht. Warum? Höhenangst. Zudem kann ich mir etwas Spaßigeres vorstellen als mit dem Fahrstuhl durch einen dunklen Schacht zu fahren. Klingt alles ein wening paranoid, ich weiß. Es ist aber einfach nicht mein Ding. Ansonsten ist das sicherlich sehr zu empfehlen und essen kann man da oben auch. Nur im Winter wär ich halt etwas vorsichtiger. Wegen der Eiszapfen und so...

Heute abgelaufene Straßen: 9
Dazu benötigte Schritte: 4737
Zurückgelegte Strecke: 2,84km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 153

Bisher abgelaufene Straßen: 36
Gesamte Schrittzahl: 18248
Gesamte Strecke: 10,94km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 585