Mannheims Straßen

Montag, August 21, 2006

Die falschen Quadrate


Tour 10
Stadtteil: Innenstadt
Abgelaufene Straßen: Bismarckstraße, Otto-Selz-Straße, L5, L7, L9, L11, L13, L15, Willy-Brandt-Platz, Tattersallstraße, Heinrich-Lanz-Straße, Heinrich-von-Stephan-Straße

Nach zwei Monaten, teils unfreiwilliger, Sommerpause (Sommergrippe, WM, Hitze) setze ich ab heute meine Touren durch Mannheim wieder fort.

Die Bismarckstraße bildet eine Art Demarkationslinie. Sie hat nicht nur die alte Verbindung zwischen Schloss und Innenstadt zerstört, sie trennt auch die Quadrate vom Universitäts- und Bahnhofsviertel. Merkwürdigerweise werden auch die Straßen zwischen Schloss und Hauptbahnhof zu den Quadraten gezählt, obwohl sie eigentlich nicht dazugehören. Böse Menschen könnten nun behaupten, diese Straßenzüge wären genauso sehr ein Teil der Quadrate wie die Mannheimer Wirtschaftshochschule eine Universität ist, nur sind mir zum Glück heute morgen solche Menschen nicht begegnet.

Das Schloss selbst hat schon eine lange, abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Zunächst war es für wenige Jahre Residenz, bevor es in den darauffolgenden Jahrhunderten fortwährend missbraucht wurde. Napoleon hat hier schon sein Unwesen getrieben, Bomben im 2. Weltkrieg haben erheblichen Schaden angerichtet, der dann im Innern von Nachkriegsarchitekten noch verschlimmert wurde. Schließlich zog die Wirtschaftshochschule ins Schloss, die sich zur Universität entwickelte und sich mittlerweile wieder zur Wirtschaftshochschule zurückentwickelt.

Die vergangenen Jahre war das Schloss eine einzige Baustelle. Inzwischen sind die Bauarbeiten fast abgeschlossen, so dass nun nur noch der Ehrenhof in Schutt und Asche liegt. Die Rosen hat man schon herausgerissen, um Platz für die neuen Pflastersteine zu machen. Daran, dass die 68er, unter ihnen viele Studenten, eben jene Pflastersteine gerne zweckentfremdet haben, scheint man sich in Mannheim nicht mehr erinnern zu können. Überhaupt leidet man in diesem Teil der Stadt häufig an Geschichtsvergessenheit.

Hinter der Mensa der Universität befindet sich das alte Eisstadion, das nach dem Umzug der Mannheimer Adler in die SAP Arena in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein scheint. Laut den Plänen der Oberen der Mannheimer Wirtschaftshochschule soll an dieser Stelle in den nächsten Jahren eine Business School entstehen. Derweil ist das Büro der Business School noch in einer Villa in L5 untergebracht, an dessen Vorderseite jemand "Ich liebe Dich" geschrieben hat. Vandalismus oder eine Liebeserklärung an die Wirtschaftshochschule? Man weiß es nicht. Nur der Haupteingang der Universität lässt in seiner güldenen Pracht keinen Zweifel daran, wo man sich befindet. "Wirtschaftshochschule" glänzt es dort in kapitalen Lettern.

Botschaften gibt es ihrer viele. Zwei Stockwerke über dem Eingang des VWL-Gebäudes in L7 steht ein Männchen mit Melone auf dem Kopf und Aktentasche in der Hand. Ob es dort mit stolz erhobener Brust steht oder es nur ein paar Drahtseile vor dem Schritt in den Abgrund zurückhalten, mag man kaum zu deuten wissen. Eine Werbung für den Studiengang VWL scheint es zumindest nicht.

Die Otto-Selz-Straße trennt das Schloss von den falschen Quadraten, sollte jedoch jemand an dieser Straße das gleichnamige Institut vermuten, wäre er in L13 besser aufgehoben. Überhaupt ist es mit der Orientierung hier nicht so leicht, befinden sich doch auch noch L-Quadrate jenseits der Bismarckstraße.

Zumindest die Iren scheinen sich in den falschen Quadraten wohl zu fühlen, findet man hier doch gleich zwei irische Pubs. Die Nähe zur Universität und zum Hauptbahnhof könnte dabei wohl eine Rolle spielen.

Die falschen Quadraten sind größtenteils recht unscheinbar, so fällt auch nur auf dem zweiten Blick auf, dass sich hier u.a. ein eher bemitleidenswert aussehendes Haus einer Burschenschaft (L11) und das Logenhaus der Freimaurerloge in Mannheim (L9) befinden.

Mannheim hat zwar einen Hauptbahnhof, allerdings keinen Bahnhofsplatz. Statt dessen betritt man als erstes den Willy-Brandt-Platz, wenn man den Bahnhof verlässt. Sollte man noch irgendwelche Zweifel gehegt haben, dass man hier in einer linken Arbeiterstadt ist (so links, wie es halt in Baden-Württemberg geht), so dürften sie spätestens hier ausgeräumt sein.

Heute abgelaufene Straßen: 12
Dazu benötigte Schritte: 6516
Zurückgelegte Strecke: 3,9km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 229

Bisher abgelaufene Straßen: 160
Gesamte Schrittzahl: 71444
Gesamte Strecke: 42,82km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 2409

Donnerstag, Juni 08, 2006

Imagine


Tour 9
Stadtteil: Lindenhof
Abgelaufene Straßen: Am Victoria-Turm, Meerfeldstraße, Carl-Metz-Straße, Bellenstraße, Gontardstraße, Eichelsheimer Straße, Windeckstraße, Landteilstraße, Emil-Heckel-Straße, Hanns-Glückstein-Platz, Lindenhofstraße, Lindenhofplatz, Rheindammstraße, Torwiesenstraße, Waldparkstraße, Rheinvillenstraße, Meerlachstraße, Rheinaustraße, Rheinparkstraße, Rennershofstraße

Gott ist überall, u.a. in der Fußgängerunterführung unter dem Hauptbahnhof. Da schrieb jemand (mit Gottes Hand?) auf eine Wandfliese einige hebräische Zeichen und darunter: "ICH BIN DA JAHWE IST HEIL".

Meine ganze Tour durch den Lindenhof war geprägt von einer gewissen, mehr oder weniger, religiösen Friedenssehnsucht. Nicht unbedingt meinerseits, wobei der Sonnenschein meine Stimmung heute doch um einiges gehoben hat, aber scheinbar auf Seiten der Bewohner dieses Stadtteils. Wie viele Menschen wohnen denn schon in einem Haus mit der Aufschrift "ZUSAMMENARBEIT SCHAFFT FRIEDEN"?

Mehrmals sah ich zudem, diesmal mit Kreide, die Aufschrift "Ich liebe Dich!" auf Hauswänden, u.a. in der Gontardstraße. Ausgerechnet in dieser Straße ist auch die "Heinzelmännchen Graffiti Ambulanz" beheimatet.

So viel Liebe und Frieden macht einen ja auch schon fast kribbelig. Da fehlte nur noch ein an einer Straßenecke stehender John Lennon Imitator, der auf seiner Gitarre "Imagine" daherzupft. Der Hochbunker in der Meerfeldstraße, Jahrgang 1941/42, bringt da schon fast ein wenig Normalität in diesen Stadtteil.

Sehr irritierend fand ich zu Beginn meiner Tour die Straße Am Victoria-Turm, die nicht nach einer Großherzogin Victoria und ihrem Prinzessinnentürmchen benannt ist, sonder nach einem Glasbunker einer Versicherungsfirma. In meinem Stadtplan heißt die Straße noch Josef-Keller-Straße, womit der Herr Keller das wohl verdient hat?

Lindenhof ist ein wenig verschrien als bürgerlicher Rentnerstadtteil. Und ein bisserl stimmt das wohl auch, um so erstaunter war ich dann als im an der Lindenhofstraße das S.U.I.T.E. entdeckte, ein Club mit Biergarten direkt an den Bahngleisen.

Auch kulturell hat der Lindenhof einiges zu bieten, vor allem in der Rheindammstraße. Dort befindet sich die Kunstschule Rödel, an der die Gerhard Richters des 21. Jahrhunderts studieren und direkt daneben das Theater Oliv.

Am besten gefallen hat mir allerdings ein ganz kleiner, aber feiner Laden in der Emil-Heckel-Straße: Feinkost Schwebler - Claudias Schlemmerstübchen. Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, da solchen Läden in den letzten Jahrzehten fast ausnahmslos ausgestorben sind. Hier gibt es neben regionalen Spezialitäten auch einen Mittagstisch zum mitnehmen. Lebte ich auf dem Lindenhof, so wäre ich wohl Stammkunde.

Heute abgelaufene Straßen: 20
Dazu benötigte Schritte: 9640
Zurückgelegte Strecke: 5,78km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 334

Bisher abgelaufene Straßen: 148
Gesamte Schrittzahl: 64928
Gesamte Strecke: 38,92km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 2180

Samstag, Juni 03, 2006

Von Eichhörnchen und Wildblumen


Tour 8
Stadtteil: Käfertal
Abgelaufene Straßen: Rollbühlstraße, Baumstraße, Kornblumenstraße, Veilchenstraße, Habichtstraße, Nelkenstraße, Jägerstraße, Schwalbenstraße, Reiherstraße, Reiherplatz, Enzianstraße, Grohbergstraße, Auerhahnstraße, Obere Riedstraße, Habichtplatz, Fasanenstraße, Gewerbstraße, Gartenstraße, Äußere Querstraße

Käfertal ist einer der Stadtteile Mannheims, die einmal eigenständige Gemeinden waren, und im Laufe der Jahre in Mannheim eingemeindet wurden, in diesem Fall war es 1897. Käfertal und der angrenzende Stadtteil Waldhof sind traditionelle Arbeiterviertel, da u.a. die Werke von ABB (heute Alstom) und Daimler-Chrysler in diesen Stadtteilen liegen.

Jedoch ist es der langen Geschichte Käfertals zu verdanken, dass es, im Gegensatz zu Pfingstberg oder der Vogelstang zum Beispiel, kein Retortenstadtteil ist. Es hat einen gewachsenen Ortskern und beherbergt trotz seines Rufs als Arbeiterviertel nicht nur Mietskasernen, sondern auch eine große Anzahl an Reihenhäusern, sowie einige alleinstehende Häuser und sogar ein paar alte Villen.

Der Bereich zwischen der Rollbühlstraße und der Oberen Riedstraße ist erstaunlich ruhig und in gewissen Bereichen sehr grün. Es scheint auch hier wieder ein Zusammenhang mit der Straßenbenennung zu bestehen. So fanden sich in der Kornblumenstraße auf dem Gehweg wachsende Wildblumen, was dann zur Folge hatte, dass ich den Rest der Tour die Melodie von "Löwenzahn" im Ohr hatte.

Teilweise ging es auch tierisch ab. Sprichwörtlich. Mehrmals sah ich eine schwarze Katze, so dass mich irgendwann schon das paranoide Gefühl überkam, es sei die selbe und sie verfolge mich. Zudem muss ich auch nicht erst zum Eichhörnchenweg gehen, um ein solches Tier zu finden. Ein Exemplar dieser Gattung huschte in der Gewerbstraße an mir vorbei. Tiere gibt es wirklich zur Genüge in dieser Stadt und nicht alle sind so schüchtern wie dieses Eichhörnchen. Auf meiner Tour durch die Vogelstang tapsten in einer Straße seelenruhig zwei Enten an mir vorbei.

Und auch frischen Honig bekommt man in Käfertal. In einem Fenster eines grünen Hauses in der Jägerstraße stand ein Schild, das auf "Honig aus eigener Imkerproduktion" aufmerksam machte.

In Mannheim gibt es also wirklich alles. Inklusive der Albrecht-Dürer-Schule für sehbehinderte Kinder. Die befindet sich in der Baumstraße, aufgefallen ist mir vor allem der sehr schöne Schulhof. Keine Selbstverständlichkeit, stehen doch normalerweise in den Schulhöfen dieser Stadt die Container, in denen die Kinder lernen dürfen.

Auch zwei immer wiederkehrende Phänomene durften auf dieser Tour nicht fehlen: Graffiti und gelbe Telefonzellen. Die Aufschrift "Keine Macht für niemand!" fand sich in der Habichtstraße, die obligatorische Gelbe auf dem Reiherplatz.

Der Reiherplatz und die Reiherstraße sind überhaupt sehr interessant und auch sehenswert. Hier findet sich eines der vielen Arbeiterwohnkomplexe die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gebaut wurden. Nur ist dieser Komplex sehr gut erhalten und teilweise renoviert. Insbesondere der Bereich zwischen zwei Rundbogen, auf der einen Seite von der Oberen Riedstraße, auf der anderen von der Schwalbenstraße zugänglich, ist besonders sehenswert (siehe Foto). Hier sind sogar die alten Laternenmasten erhalten (oder sind es gute auf alt gemachte Kopien?).

In der Oberen Riedstraße fand sich dann noch ein in jeder Kleinstadt typisches Bild. Die aufgegebene kleine Tankstelle, und dass hier gleich in doppelter Ausführung. Die eine ist zu einem Getränkemarkt umfunktioniert worden, vor der anderen werden frischer Bio-Spargel und Erdbeeren verkauft.

Heute abgelaufene Straßen: 19
Dazu benötigte Schritte: 9135
Zurückgelegte Strecke: 5,48km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 319
Heute gesichtete gelbe Telefonzellen: 1

Bisher abgelaufene Straßen: 128
Gesamte Schrittzahl: 55288
Gesamte Strecke: 33,14km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1846
Gelbe Telefonzellen in Mannheim: 8

Donnerstag, Juni 01, 2006

Mannheims Straßenbegeher

Da schau ich heute morgen nichts Böses ahnend die Wiederholung der gestrigen Ausgabe von "Landesschau Baden-Württemberg" und was entdecke ich? Dass ich nicht der Einzige bin, der Mannheims Straßen abläuft und dass es tatsächlich sechs sogenannte "Straßenbegeher" gibt, die dafür auch noch bezahlt werden. Die laufen nämlich durch Mannheims Straßen, um Gehwege, Straßen und Grünanlagen auf Mängel hin zu kontrollieren. Ein jeder Straßenbegeher läuft dabei täglich mehr als 10km. Das müssen sie wohl auch, da es in Mannheim 800 (in Worten: achthundert) Kilometer Straßen abzulaufen gilt. Das entspricht ungefähr der Strecke von der dänischen Grenze im Norden Deutschlands bis runter nach Garmisch-Partenkirchen. Respekt.

Für mich bedeutet das, dass ich bei einem Durchschnitt von 4km pro Tour ca. 200 Touren machen muss, um alle Straßen Mannheims abzulaufen. Da war meine Einschätzung, dass ich dafür zwei Jahre brauche (bei durchschnittlich zwei Touren pro Woche) gar nicht so schlecht. Bin mal gespannt, ob mein Schrittzähler und vor allem meine Schuhe das durchhalten...

Mittwoch, Mai 31, 2006

Mannheim aus der Luft

Während ich über die gestrige Tour geschrieben habe, habe ich entdeckt, dass die Stadt Mannheim im Internet nicht nur einen Stadtplan sondern auch Luftbilder anbietet. Die zu finden ist relativ einfach. Man muss nur die gewünschte Straße auswählen. Dann erscheint zunächst der Ausschnitt eines Stadtplans. Wenn man nun am unteren Bildschirmrand auf Luftbild klickt, erscheint derselbe Ausschnitt in Luftbildform. So könnt ihr euch vielleicht einen noch besseren Überblick über die jeweiligen Touren verschaffen. Viel Spaß dabei!

Dienstag, Mai 30, 2006

Auf nach Oberbayern


Tour 7
Stadtteil: Rheinau
Abgelaufene Straßen: Frobeniusstraße, Karl-Peters-Straße, Sven-Hedin-Weg, Fridtjof-Nansen-Weg, Am Rheinauer See, Starnberger Weg, Eibseeweg, Staffelseeweg, Schlierseeweg, Tegernseeweg, Forggenseestraße, Ammerseestraße, Chiemseestraße, Grüntenseeweg, Kochelseeweg, Weißenseeweg, Königsseestraße, Alpseeweg, Walchenseeweg

Können Straßen, bzw. ihre Namen, die Menschen beeinflussen, die in ihnen leben? Und, wenn ja, warum? Oder sollte es Menschen geben, die sich ihre Wohnung oder ihr Haus nach dem Straßennamen aussuchen?

Diese und andere Fragen gingen mir durch den Kopf, als ich heute durch das Wohngebiet am Rheinauer See gelaufen bin. Habe inzwischen auch kapiert, dass das hier der Rheinauer See ist und der See, der an Pfingstberg grenzt, das Rheinauer Freibad, auch wenn es da keinen großen Unterschied gibt, außer das das Rheinauer Freibad an Pfingstberg und der Rheinauer See an der Mannheimer Nachbarstadt Brühl grenzt. So habe ich den Eintrag zu Pfingstberg auch bereits korrigiert.

Zunächst erblickte ich die in den Vororten scheinbar üblichen auf ewig geschlossenen Geschäfte (in Pfingstberg war es noch schlimmer), dann in der Karl-Peters-Straße die inzwischen obligatorische gelbe Telefonzelle und schließlich jenseits der Stadtgrenze den über den Fridtjof-Nansen-Weg über einen Fußweg erreichbaren Grund für die geschlossenen Geschäfte: einen "Wal-Mart".

Entlang des Südufers des Rheinauer Sees entdeckt man dann auch gleich die negativen Seiten des Wal-Mart. In einem sehr veralgten Bächlein lag inmitten der grünen Brühe ein Wal-Mart Einkaufswagen. Selbst wenn da noch ein Pfandeuro drinstecken würde, den Wagen holt da wohl niemand mehr raus. Danke Wal-Mart!

Fast ironisch mutet es da schon an, dass das Füttern von Fischen und Vögeln verboten ist, da dadurch das Wasser verunreinigt wird. Na, dann.

Über den Rheinauer See führen einige Stahlseile. Das verwundert zunächst, erklärt sich dann aber recht schnell, wenn man die im Wasser eingebauten Hürden für's Wasserski sieht. Ansonsten scheint der Weg um den See wohl ein beliebte Joggerstrecke zu sein, was an Tagen, an denen es nicht kalt ist und hagelt, wohl mehr Spaß macht.

Am Rheinauer See gehen mehrere verkehrsberuhigte Straßen ab, die mit dem Rheinauer See recht wenig zu tun haben. Quasi ganz Oberbayern ist hier vertreten. Da fühlte ich mich teilweise sogar in meine Kindheit zurückversetzt, in der meine Familie Urlaub am Schliersee gemacht hat. Da konnte der Schlierseeweg natürlich nicht mithalten, die Berge fehlten, aber der Kirschbaum in einem der Gärten sah doch schon sehr verführerisch aus. Nur war das Vogelnetz so sorgfältig über den Baum gezogen, dass es wohl nicht nur zur Abschreckung des Federviehs galt.

Und nun zurück zu meiner Ausgangsfrage: Lassen sich Menschen von ihren Straßen beeinflussen? Teilweise scheint es so. Im Staffelseeweg steht ein Reihenhaus mit Fahnenmast, an dem die Flagge des "F.C. Bayern München" im Wind wehte. Am selben Haus fand sich dann auch noch ein Gemälde einer Naturlandschaft. Nur der Eisbär darauf wirkte ein wenig unbayerisch.

Am Tegernseeweg regiert in einem Haus scheinbar der bayerische Löwe und im Garten findet sich dann ein schmächtiger, blau-weißer Maibaum, der ebenfalls von einem Löwen gekrönt ist. Irgendwie schien es in diesen Straßen auch mehr BMW zu geben. Aber das ist wohl eher ein Fall von Autosuggestion.

Und wenn ich auch in Bayern im Urlaub war, so wusste ich doch nicht, dass es dort so viele Seen gibt. Was mich zu der Frage bringt: Warum heißen diese Straßen überhaupt so? Weil dies der südlichste Teil Mannheims ist und die Seen Oberbayerns mit die südlichsten in Deutschland sind? Oder ist dies ein Fall von Lobbyarbeit seitens des oberbayerischen Tourismusverbands? Liebe Mitarbeiter der Stadt Mannheim, für den Fall dass das hier einer von Euch liest: Ich würd schon mal gern einen Tag bei Euch vorbei schauen und mir erklären lassen, warum Mannheims Straßen so heißen, wie sie heißen. Ließe sich das einrichten? Herzlichen Dank!


Heute abgelaufene Straßen: 19
Dazu benötigte Schritte: 6814
Zurückgelegte Strecke: 4,08km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 238
Heute gesichtete gelbe Telefonzellen: 1

Bisher abgelaufene Straßen: 109
Gesamte Schrittzahl: 46153
Gesamte Strecke: 27,66
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1527
Gelbe Telefonzellen in Mannheim: 7

Samstag, Mai 27, 2006

"Svens Straßen"

Wie ich in dem vorherigen Eintrag schon erwähnt habe, hat mich am Donnerstag Julia Vettermann von der Welt Kompakt auf einer Tour durch die Schwetzinger Stadt und die Oststadt begleitet. Ich musste dann doch sehr lachen, als ich gestern die Zeitung aufschluf und auf Seite 28 die Überschrift "Svens Straßen" las. Auf einmal gehörte ganz Mannheim mir. Der Artikel nahm ungefähr ein Drittel der Rhein-Neckar Seite ein und hatte den Untertitel "Anglistik-Student erkundet Mannheim zu Fuß und führt darüber ein Weblog".

Insgesamt war der Artikel sehr gut geschrieben. Einige kleine Fehler hatten sich aber doch eingeschlichen, so gibt es keinen Trabbi-Gebrauchtwagenhändler auf der Vogelstang, da muss ich alle enttäuschen, nur einen hardcore Trabbifan.

Julia beschreibt in dem Artikel unsere Tour und erzählt auch von Kuriositäten, die auch auf meinen bisherigen Touren entdeckt habe. Besonders amüsiert hat mich der Anfang:

Jeder verbringt seine Zeit anders. Die einen hören Musik. Die anderen lesen ein Buch. Sven läuft durch Straßen. Und zwar durch alle Straßen Mannheims.

Natürlich höre ich auch Musik und lese Bücher. Aber zwischendurch muss man sich ja auch mal ein wenig bewegen und frische Luft schnappen. Okay, letzteres ist in Mannheim vielleicht etwas schwieriger, aber es sind ja die gute Absichten, die zählen...

Mein persönlicher Highlight dieses Artikels ist der folgende Teil:

Wir treffen ihn an der Post in der Seckenheimer Straße, um ihn bei einer seiner Touren zu begleiten. Sven sieht ganz normal aus. Er trägt Jeans und Turnschuhe. Und ist auch nicht irgendwie durchgeknallt.

Es ist wirklich schön, dass ich das jetzt schwarz auf weiß habe. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.

Aber irgendwie ist das ganze schon surreal. Kann immer noch nicht glauben, dass über diesen Blog tatsächlich ein Artikel verfasst wurde und dass der dann auch noch größer ist als der Bericht über die Ankunft der Nationalmannschaft Costa Ricas in Walldorf. Man stelle sich das mal vor. Ich hab mitten im großen WM Fieber den Fußball geschlagen! Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für Mannheims Straßen!