Mannheims Straßen

Mittwoch, Mai 24, 2006

Quadratisch? Praktisch? Gut?


So ein Schrittzähler ist schon was feines. Hat er doch mehrere Funktionen und dementsprechend auch einige Tasten. Auf der heutigen Tour habe ich negative Bekanntschaft mit der Taste "Hold" gemacht. Mit dieser Taste kann man alle Daten festhalten und der Schrittzähler läuft dann auch nicht weiter. Nachdem ich einmal unterwegs den Schrittzähler abgenommen hatte, um zu kontrollieren, ob er auch läuft, muss ich wohl auf besagte Taste gekommen sein, denn am Ende der Tour war der Stand immer noch derselbe. Es fehlen geschätzt ein- bis zweitausend Schritte. Die waren dann heute wohl die Zugabe...

Tour 5
Stadtteil: Innenstadt
Abgelaufene Straßen: A1, A2, A3, A4, A5, B7, B6, B5, B4, B3, B2, B1, C1, C2, C3, C4, C5, C6, C7, C8

Die Innenstadt Mannheims ist einzigartig in Deutschland. Keine andere deutsche Innenstadt kommt ohne Straßennamen aus. Hier gibt es nur die sogenannten Quadrate, die wie auf einem Schachbrett durch Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet werden. Eine Adresse in den Quadraten besteht dann aus dem Namen des Quadrats und der Hausnummer, beispielsweise B2, 3.

Die Zählung der Quadrate beginnt am Schloss. Vom Ehrenhof des Schlosses geht die sogenannte Kurpfalzachse runter bis zur Kurpfalzbrücke, die den Neckar überquert. Links der Kurpfalzachse verlaufen die Quadrate A bis K, rechts die Quadrate L bis U (V,W,X,Y und Z Quadrate gibt es leider nicht), wobei die Zählung innerhalb eines Buchstabens an der Kurpfalzachse beginnt und bis zum Ring runtergezählt wird. So liegt A1 direkt an der Kurpfalzachse, A5 am Parkring.

Heute bin ich die A-, B- und C-Quadrate abgelaufen. Und schon in diesem Bereich wird deutlich, dass die Quadrate gar nicht so quadratisch sind. Die meisten Quadrate sind bestenfalls rechteckig, manche abgerundet und selbst Dreiecke sind darunter.

Abgesehen vom Schloss, das teilweise gegenüber der A-Quadrate liegt, haben die Quadrate, die ich heute abgelaufen bin auch noch andere Attraktionen. Auf manche weniger bekannte Stellen weisen seit Kurzem Informationstafeln hin, die die Stadt Mannheim angebracht hat, so z.B. in A2, wo das Palais Bretzenheim steht und in B2, wo die Kanzlei des Anwalts Max Hachenburg, dem "Vater des modernen Aktien- und Handelsrechts", stand.

Andere Attraktionen sind die Jesuitenkirche in A3, deren Bau von Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz in Auftrag gegeben wurde und das Zeughaus in C5, das zur Zeit restauriert wird. Wie in vielen Ecken Mannheims findet man auch in den Quadraten eine wilde Mischung aus alten und neuen Bauten, wobei die Nachkriegsbauten überwiegen, da Mannheim im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Manche Gebäude wurden nach dem Krieg restauriert, andere wie z.B. das Nationaltheater in B3 wurden abgerissen. In diesem Quadrat befindet sich heute der unbebaute Schillerplatz. Im Sommer kann man sich dort wunderbar erholen, da das "Cafga" in B2 neben günstigen Sandwiches und Getränken (und einem von Montag bis Donnerstag rauchfreien Lokal!) auch Liegestühle zum Ausleihen anbietet.

Aber in den Quadraten kann man sich nicht nur erholen, sondern auch zum Lagerverkauf gehen oder exquisit kochen lernen. Ersteres in B6, wo "ODIN" Accessoires und vieles mehr verkauft, letzteres in C1 in der "1. Mannheimer Kochschule".

Sehr kurios fand ich die Ansammlung von politischen Überzeugungen, die die Bewohner dieser Stadt in Form von Aufklebern oder Graffiti ihren Mitbürgern kundtun. Die Aufkleber sind recht einseitig, da meist von der Antifa. Die Graffiti hingegen sind vielfältiger. Drei verschiedene sind mir heute aufgefallen. Eins wandte sich wohl gegen die vielen Aufkleber ("Nieder mit der Antifa"), ein weiteres gleich nebenan zeugte von dem Frust eines Hartz-IV Empfängers ("Arbeitsverhinderungsamt!") gegenüber dem sogenannten Job-Center, das in dem heruntergekommenen Gebäude bis vor kurzem weilte (beide in C7). Das dritte Graffiti hat mich ein wenig verstört, da ich den Zusammenhang nicht ganz verstanden habe. Da stand an der Mauer der Jesuitenkirche "Nie wieder Kommunismus". Das ist ja schön und gut, aber was hat das denn mit den Jesuiten zu tun? Man kann diesem Orden vielleicht einiges vorwerfen, aber für den Kommunismus sind die Jesuiten meines Wissens noch nie eingetreten.

Ein Mitglied dieses Ordens war Pater Alfred Delp, der zu der Widerstandsgruppe des "Kreisauer Kreises" während der Nazi-Herrschaft gehörte und im Februar 1945 von den Nazis hingerichtet wurde. Sein Geburtshaus steht ebenfalls in C7, gleich neben dem ehemaligen Job-Center.

Ein weiterer "prominenter" Sohn der Stadt Mannheim ist Heinrich Caro. Hierauf weist eine Gedenktafel in C8 hin: "An dieser Stelle stand das Haus des Heinrich Caro (1834-1910) des großen Erfinders auf dem Gebiete der Teerfarbenindustrie". So, so. Vielleicht erklärt das, warum gleich nebenan im "Thing-Music-Club" Psychedelic Rock und Pfälzer Rock (gibt es da einen Unterschied?) gespielt wird.

Heute abgelaufene Straßen: 20
Dazu benötigte Schritte: 7727
Zurückgelegte Strecke: 4,63km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 253

Bisher abgelaufene Straßen: 75
Gesamte Schrittzahl: 35261
Gesamte Strecke: 21,14km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1147

Weitere Quadrate-Einträge:
- Die falschen Quadrate

Zu den aktuellen Einträgen