Mannheims Straßen

Donnerstag, Juni 08, 2006

Imagine


Tour 9
Stadtteil: Lindenhof
Abgelaufene Straßen: Am Victoria-Turm, Meerfeldstraße, Carl-Metz-Straße, Bellenstraße, Gontardstraße, Eichelsheimer Straße, Windeckstraße, Landteilstraße, Emil-Heckel-Straße, Hanns-Glückstein-Platz, Lindenhofstraße, Lindenhofplatz, Rheindammstraße, Torwiesenstraße, Waldparkstraße, Rheinvillenstraße, Meerlachstraße, Rheinaustraße, Rheinparkstraße, Rennershofstraße

Gott ist überall, u.a. in der Fußgängerunterführung unter dem Hauptbahnhof. Da schrieb jemand (mit Gottes Hand?) auf eine Wandfliese einige hebräische Zeichen und darunter: "ICH BIN DA JAHWE IST HEIL".

Meine ganze Tour durch den Lindenhof war geprägt von einer gewissen, mehr oder weniger, religiösen Friedenssehnsucht. Nicht unbedingt meinerseits, wobei der Sonnenschein meine Stimmung heute doch um einiges gehoben hat, aber scheinbar auf Seiten der Bewohner dieses Stadtteils. Wie viele Menschen wohnen denn schon in einem Haus mit der Aufschrift "ZUSAMMENARBEIT SCHAFFT FRIEDEN"?

Mehrmals sah ich zudem, diesmal mit Kreide, die Aufschrift "Ich liebe Dich!" auf Hauswänden, u.a. in der Gontardstraße. Ausgerechnet in dieser Straße ist auch die "Heinzelmännchen Graffiti Ambulanz" beheimatet.

So viel Liebe und Frieden macht einen ja auch schon fast kribbelig. Da fehlte nur noch ein an einer Straßenecke stehender John Lennon Imitator, der auf seiner Gitarre "Imagine" daherzupft. Der Hochbunker in der Meerfeldstraße, Jahrgang 1941/42, bringt da schon fast ein wenig Normalität in diesen Stadtteil.

Sehr irritierend fand ich zu Beginn meiner Tour die Straße Am Victoria-Turm, die nicht nach einer Großherzogin Victoria und ihrem Prinzessinnentürmchen benannt ist, sonder nach einem Glasbunker einer Versicherungsfirma. In meinem Stadtplan heißt die Straße noch Josef-Keller-Straße, womit der Herr Keller das wohl verdient hat?

Lindenhof ist ein wenig verschrien als bürgerlicher Rentnerstadtteil. Und ein bisserl stimmt das wohl auch, um so erstaunter war ich dann als im an der Lindenhofstraße das S.U.I.T.E. entdeckte, ein Club mit Biergarten direkt an den Bahngleisen.

Auch kulturell hat der Lindenhof einiges zu bieten, vor allem in der Rheindammstraße. Dort befindet sich die Kunstschule Rödel, an der die Gerhard Richters des 21. Jahrhunderts studieren und direkt daneben das Theater Oliv.

Am besten gefallen hat mir allerdings ein ganz kleiner, aber feiner Laden in der Emil-Heckel-Straße: Feinkost Schwebler - Claudias Schlemmerstübchen. Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, da solchen Läden in den letzten Jahrzehten fast ausnahmslos ausgestorben sind. Hier gibt es neben regionalen Spezialitäten auch einen Mittagstisch zum mitnehmen. Lebte ich auf dem Lindenhof, so wäre ich wohl Stammkunde.

Heute abgelaufene Straßen: 20
Dazu benötigte Schritte: 9640
Zurückgelegte Strecke: 5,78km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 334

Bisher abgelaufene Straßen: 148
Gesamte Schrittzahl: 64928
Gesamte Strecke: 38,92km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 2180

Samstag, Juni 03, 2006

Von Eichhörnchen und Wildblumen


Tour 8
Stadtteil: Käfertal
Abgelaufene Straßen: Rollbühlstraße, Baumstraße, Kornblumenstraße, Veilchenstraße, Habichtstraße, Nelkenstraße, Jägerstraße, Schwalbenstraße, Reiherstraße, Reiherplatz, Enzianstraße, Grohbergstraße, Auerhahnstraße, Obere Riedstraße, Habichtplatz, Fasanenstraße, Gewerbstraße, Gartenstraße, Äußere Querstraße

Käfertal ist einer der Stadtteile Mannheims, die einmal eigenständige Gemeinden waren, und im Laufe der Jahre in Mannheim eingemeindet wurden, in diesem Fall war es 1897. Käfertal und der angrenzende Stadtteil Waldhof sind traditionelle Arbeiterviertel, da u.a. die Werke von ABB (heute Alstom) und Daimler-Chrysler in diesen Stadtteilen liegen.

Jedoch ist es der langen Geschichte Käfertals zu verdanken, dass es, im Gegensatz zu Pfingstberg oder der Vogelstang zum Beispiel, kein Retortenstadtteil ist. Es hat einen gewachsenen Ortskern und beherbergt trotz seines Rufs als Arbeiterviertel nicht nur Mietskasernen, sondern auch eine große Anzahl an Reihenhäusern, sowie einige alleinstehende Häuser und sogar ein paar alte Villen.

Der Bereich zwischen der Rollbühlstraße und der Oberen Riedstraße ist erstaunlich ruhig und in gewissen Bereichen sehr grün. Es scheint auch hier wieder ein Zusammenhang mit der Straßenbenennung zu bestehen. So fanden sich in der Kornblumenstraße auf dem Gehweg wachsende Wildblumen, was dann zur Folge hatte, dass ich den Rest der Tour die Melodie von "Löwenzahn" im Ohr hatte.

Teilweise ging es auch tierisch ab. Sprichwörtlich. Mehrmals sah ich eine schwarze Katze, so dass mich irgendwann schon das paranoide Gefühl überkam, es sei die selbe und sie verfolge mich. Zudem muss ich auch nicht erst zum Eichhörnchenweg gehen, um ein solches Tier zu finden. Ein Exemplar dieser Gattung huschte in der Gewerbstraße an mir vorbei. Tiere gibt es wirklich zur Genüge in dieser Stadt und nicht alle sind so schüchtern wie dieses Eichhörnchen. Auf meiner Tour durch die Vogelstang tapsten in einer Straße seelenruhig zwei Enten an mir vorbei.

Und auch frischen Honig bekommt man in Käfertal. In einem Fenster eines grünen Hauses in der Jägerstraße stand ein Schild, das auf "Honig aus eigener Imkerproduktion" aufmerksam machte.

In Mannheim gibt es also wirklich alles. Inklusive der Albrecht-Dürer-Schule für sehbehinderte Kinder. Die befindet sich in der Baumstraße, aufgefallen ist mir vor allem der sehr schöne Schulhof. Keine Selbstverständlichkeit, stehen doch normalerweise in den Schulhöfen dieser Stadt die Container, in denen die Kinder lernen dürfen.

Auch zwei immer wiederkehrende Phänomene durften auf dieser Tour nicht fehlen: Graffiti und gelbe Telefonzellen. Die Aufschrift "Keine Macht für niemand!" fand sich in der Habichtstraße, die obligatorische Gelbe auf dem Reiherplatz.

Der Reiherplatz und die Reiherstraße sind überhaupt sehr interessant und auch sehenswert. Hier findet sich eines der vielen Arbeiterwohnkomplexe die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gebaut wurden. Nur ist dieser Komplex sehr gut erhalten und teilweise renoviert. Insbesondere der Bereich zwischen zwei Rundbogen, auf der einen Seite von der Oberen Riedstraße, auf der anderen von der Schwalbenstraße zugänglich, ist besonders sehenswert (siehe Foto). Hier sind sogar die alten Laternenmasten erhalten (oder sind es gute auf alt gemachte Kopien?).

In der Oberen Riedstraße fand sich dann noch ein in jeder Kleinstadt typisches Bild. Die aufgegebene kleine Tankstelle, und dass hier gleich in doppelter Ausführung. Die eine ist zu einem Getränkemarkt umfunktioniert worden, vor der anderen werden frischer Bio-Spargel und Erdbeeren verkauft.

Heute abgelaufene Straßen: 19
Dazu benötigte Schritte: 9135
Zurückgelegte Strecke: 5,48km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 319
Heute gesichtete gelbe Telefonzellen: 1

Bisher abgelaufene Straßen: 128
Gesamte Schrittzahl: 55288
Gesamte Strecke: 33,14km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1846
Gelbe Telefonzellen in Mannheim: 8

Donnerstag, Juni 01, 2006

Mannheims Straßenbegeher

Da schau ich heute morgen nichts Böses ahnend die Wiederholung der gestrigen Ausgabe von "Landesschau Baden-Württemberg" und was entdecke ich? Dass ich nicht der Einzige bin, der Mannheims Straßen abläuft und dass es tatsächlich sechs sogenannte "Straßenbegeher" gibt, die dafür auch noch bezahlt werden. Die laufen nämlich durch Mannheims Straßen, um Gehwege, Straßen und Grünanlagen auf Mängel hin zu kontrollieren. Ein jeder Straßenbegeher läuft dabei täglich mehr als 10km. Das müssen sie wohl auch, da es in Mannheim 800 (in Worten: achthundert) Kilometer Straßen abzulaufen gilt. Das entspricht ungefähr der Strecke von der dänischen Grenze im Norden Deutschlands bis runter nach Garmisch-Partenkirchen. Respekt.

Für mich bedeutet das, dass ich bei einem Durchschnitt von 4km pro Tour ca. 200 Touren machen muss, um alle Straßen Mannheims abzulaufen. Da war meine Einschätzung, dass ich dafür zwei Jahre brauche (bei durchschnittlich zwei Touren pro Woche) gar nicht so schlecht. Bin mal gespannt, ob mein Schrittzähler und vor allem meine Schuhe das durchhalten...