Mannheims Straßen

Mittwoch, Mai 31, 2006

Mannheim aus der Luft

Während ich über die gestrige Tour geschrieben habe, habe ich entdeckt, dass die Stadt Mannheim im Internet nicht nur einen Stadtplan sondern auch Luftbilder anbietet. Die zu finden ist relativ einfach. Man muss nur die gewünschte Straße auswählen. Dann erscheint zunächst der Ausschnitt eines Stadtplans. Wenn man nun am unteren Bildschirmrand auf Luftbild klickt, erscheint derselbe Ausschnitt in Luftbildform. So könnt ihr euch vielleicht einen noch besseren Überblick über die jeweiligen Touren verschaffen. Viel Spaß dabei!

Dienstag, Mai 30, 2006

Auf nach Oberbayern


Tour 7
Stadtteil: Rheinau
Abgelaufene Straßen: Frobeniusstraße, Karl-Peters-Straße, Sven-Hedin-Weg, Fridtjof-Nansen-Weg, Am Rheinauer See, Starnberger Weg, Eibseeweg, Staffelseeweg, Schlierseeweg, Tegernseeweg, Forggenseestraße, Ammerseestraße, Chiemseestraße, Grüntenseeweg, Kochelseeweg, Weißenseeweg, Königsseestraße, Alpseeweg, Walchenseeweg

Können Straßen, bzw. ihre Namen, die Menschen beeinflussen, die in ihnen leben? Und, wenn ja, warum? Oder sollte es Menschen geben, die sich ihre Wohnung oder ihr Haus nach dem Straßennamen aussuchen?

Diese und andere Fragen gingen mir durch den Kopf, als ich heute durch das Wohngebiet am Rheinauer See gelaufen bin. Habe inzwischen auch kapiert, dass das hier der Rheinauer See ist und der See, der an Pfingstberg grenzt, das Rheinauer Freibad, auch wenn es da keinen großen Unterschied gibt, außer das das Rheinauer Freibad an Pfingstberg und der Rheinauer See an der Mannheimer Nachbarstadt Brühl grenzt. So habe ich den Eintrag zu Pfingstberg auch bereits korrigiert.

Zunächst erblickte ich die in den Vororten scheinbar üblichen auf ewig geschlossenen Geschäfte (in Pfingstberg war es noch schlimmer), dann in der Karl-Peters-Straße die inzwischen obligatorische gelbe Telefonzelle und schließlich jenseits der Stadtgrenze den über den Fridtjof-Nansen-Weg über einen Fußweg erreichbaren Grund für die geschlossenen Geschäfte: einen "Wal-Mart".

Entlang des Südufers des Rheinauer Sees entdeckt man dann auch gleich die negativen Seiten des Wal-Mart. In einem sehr veralgten Bächlein lag inmitten der grünen Brühe ein Wal-Mart Einkaufswagen. Selbst wenn da noch ein Pfandeuro drinstecken würde, den Wagen holt da wohl niemand mehr raus. Danke Wal-Mart!

Fast ironisch mutet es da schon an, dass das Füttern von Fischen und Vögeln verboten ist, da dadurch das Wasser verunreinigt wird. Na, dann.

Über den Rheinauer See führen einige Stahlseile. Das verwundert zunächst, erklärt sich dann aber recht schnell, wenn man die im Wasser eingebauten Hürden für's Wasserski sieht. Ansonsten scheint der Weg um den See wohl ein beliebte Joggerstrecke zu sein, was an Tagen, an denen es nicht kalt ist und hagelt, wohl mehr Spaß macht.

Am Rheinauer See gehen mehrere verkehrsberuhigte Straßen ab, die mit dem Rheinauer See recht wenig zu tun haben. Quasi ganz Oberbayern ist hier vertreten. Da fühlte ich mich teilweise sogar in meine Kindheit zurückversetzt, in der meine Familie Urlaub am Schliersee gemacht hat. Da konnte der Schlierseeweg natürlich nicht mithalten, die Berge fehlten, aber der Kirschbaum in einem der Gärten sah doch schon sehr verführerisch aus. Nur war das Vogelnetz so sorgfältig über den Baum gezogen, dass es wohl nicht nur zur Abschreckung des Federviehs galt.

Und nun zurück zu meiner Ausgangsfrage: Lassen sich Menschen von ihren Straßen beeinflussen? Teilweise scheint es so. Im Staffelseeweg steht ein Reihenhaus mit Fahnenmast, an dem die Flagge des "F.C. Bayern München" im Wind wehte. Am selben Haus fand sich dann auch noch ein Gemälde einer Naturlandschaft. Nur der Eisbär darauf wirkte ein wenig unbayerisch.

Am Tegernseeweg regiert in einem Haus scheinbar der bayerische Löwe und im Garten findet sich dann ein schmächtiger, blau-weißer Maibaum, der ebenfalls von einem Löwen gekrönt ist. Irgendwie schien es in diesen Straßen auch mehr BMW zu geben. Aber das ist wohl eher ein Fall von Autosuggestion.

Und wenn ich auch in Bayern im Urlaub war, so wusste ich doch nicht, dass es dort so viele Seen gibt. Was mich zu der Frage bringt: Warum heißen diese Straßen überhaupt so? Weil dies der südlichste Teil Mannheims ist und die Seen Oberbayerns mit die südlichsten in Deutschland sind? Oder ist dies ein Fall von Lobbyarbeit seitens des oberbayerischen Tourismusverbands? Liebe Mitarbeiter der Stadt Mannheim, für den Fall dass das hier einer von Euch liest: Ich würd schon mal gern einen Tag bei Euch vorbei schauen und mir erklären lassen, warum Mannheims Straßen so heißen, wie sie heißen. Ließe sich das einrichten? Herzlichen Dank!


Heute abgelaufene Straßen: 19
Dazu benötigte Schritte: 6814
Zurückgelegte Strecke: 4,08km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 238
Heute gesichtete gelbe Telefonzellen: 1

Bisher abgelaufene Straßen: 109
Gesamte Schrittzahl: 46153
Gesamte Strecke: 27,66
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1527
Gelbe Telefonzellen in Mannheim: 7

Samstag, Mai 27, 2006

"Svens Straßen"

Wie ich in dem vorherigen Eintrag schon erwähnt habe, hat mich am Donnerstag Julia Vettermann von der Welt Kompakt auf einer Tour durch die Schwetzinger Stadt und die Oststadt begleitet. Ich musste dann doch sehr lachen, als ich gestern die Zeitung aufschluf und auf Seite 28 die Überschrift "Svens Straßen" las. Auf einmal gehörte ganz Mannheim mir. Der Artikel nahm ungefähr ein Drittel der Rhein-Neckar Seite ein und hatte den Untertitel "Anglistik-Student erkundet Mannheim zu Fuß und führt darüber ein Weblog".

Insgesamt war der Artikel sehr gut geschrieben. Einige kleine Fehler hatten sich aber doch eingeschlichen, so gibt es keinen Trabbi-Gebrauchtwagenhändler auf der Vogelstang, da muss ich alle enttäuschen, nur einen hardcore Trabbifan.

Julia beschreibt in dem Artikel unsere Tour und erzählt auch von Kuriositäten, die auch auf meinen bisherigen Touren entdeckt habe. Besonders amüsiert hat mich der Anfang:

Jeder verbringt seine Zeit anders. Die einen hören Musik. Die anderen lesen ein Buch. Sven läuft durch Straßen. Und zwar durch alle Straßen Mannheims.

Natürlich höre ich auch Musik und lese Bücher. Aber zwischendurch muss man sich ja auch mal ein wenig bewegen und frische Luft schnappen. Okay, letzteres ist in Mannheim vielleicht etwas schwieriger, aber es sind ja die gute Absichten, die zählen...

Mein persönlicher Highlight dieses Artikels ist der folgende Teil:

Wir treffen ihn an der Post in der Seckenheimer Straße, um ihn bei einer seiner Touren zu begleiten. Sven sieht ganz normal aus. Er trägt Jeans und Turnschuhe. Und ist auch nicht irgendwie durchgeknallt.

Es ist wirklich schön, dass ich das jetzt schwarz auf weiß habe. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.

Aber irgendwie ist das ganze schon surreal. Kann immer noch nicht glauben, dass über diesen Blog tatsächlich ein Artikel verfasst wurde und dass der dann auch noch größer ist als der Bericht über die Ankunft der Nationalmannschaft Costa Ricas in Walldorf. Man stelle sich das mal vor. Ich hab mitten im großen WM Fieber den Fußball geschlagen! Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für Mannheims Straßen!

Donnerstag, Mai 25, 2006

Hurre, hurre, hurre!


Tour 6
Stadtteil: Schwetzinger Stadt/Oststadt
Abgelaufene Straßen: Weberstraße, Wespinstraße, Joseph-Haydn-Straße, Brahmsstraße, Schumannstraße, Seckenheimer Straße, Mühldorfer Straße, Hugo-Wolf-Straße, Richard-Wagner-Straße, Augustaanlage, Brucknerstraße, Karl-Reiß-Platz, Gluckstraße, Otto-Beck-Straße, Bachstraße

"Hurre, hurre, hurre! Schnurre, Rädchen, schnurre!" heißt es in Gottfried August Bürgers "Spinnerlied". Aber man darf sicherlich bezweifeln, ob der Sprayer in der Otto-Beck-Straße diesen Teil der deutschen Literatur im Hinterkopf hatte, als er "Du Hurre!!!" an eine Hauswand sprühte.

Dies und viel mehr habe ich heute allerdings nicht alleine entdeckt. Heute hatte ich das erste Mal eine Begleitung auf einer Tour. Nur muss ich mich im vorhinein bei Séan entschuldigen, dass er nicht der erste ist, der mich begleitet. Er hatte in einem Kommentar angeboten, mich durch Neuhermsheim zu begleiten, worauf ich auch sicherlich noch zurückkommen werde. Statt dessen bin ich heute zusammen mit Julia Vettermann von "Welt-Kompakt" durch die Schwetzinger Stadt und die Oststadt gelaufen. Der Artikel dazu soll morgen auf der Rhein-Neckar-Seite der Rhein-Main Ausgabe von Welt-Kompakt erscheinen und wird in und um Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen, Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden erhältlich sein.

Den Mythos, dass es keine gelben Telefonzellen mehr gibt, möchte ich hiermit endgültig beerdigen. Wir haben auf unserer Tour heute jeweils zwei Zellen in der Weberstraße und an der Augustaanlage gesehen. Die ersten beiden hätte ich tatsächlich beinahe übersehen, auf die hat Julia mich hingewiesen. So eine Begleitung hat schon seine Vorteile. Der Nachteil, so es denn überhaupt einer ist, ist das langsamere Tempo, mit dem man durch die Straßen läuft. Daher war unsere heutige Tour auch relativ kurz.

Zu sehen gab es aber dennoch genug. So z.B. die metallernen Kunstwerke, die zwischen den Bäumen der Augustaanlage stehen und über die sich die Mannheimer köstlich streiten können. Mittlerweile sind auch hier die Sprayer aktiv geworden und haben einige dieser Kunstwerke mit einem großen Fragezeichen versehen. In dem Sinne auch gar nicht schlecht, so erreicht die Kunst hier tatsächlich einmal das, was sie für sich in Anspruch nimmt: sie provoziert und fördert die Kommunikation und wenn letztere dann nur aus einem Fragezeichen besteht, ist das ja auch okay.

Gleich zu Beginn der Tour entdeckten wir eine Art Stele mit zwei Jugendstilfiguren in der Weberstraße (siehe Foto). Es wirkt so, als hätte an der Stelle mal ein Haus gestanden und als ob nur dieser eine Teil (ein Mauervorsprung?) stehen geblieben wäre. Zumindest kann man auf diesen Gedanken kommen, da es in diesem Stadtteil mehrere, teils liebevoll restaurierte Jugendstilhäuser gibt, die einen wohltuenden Kontrast zu dem Beton-Einmaleins bilden, den man sonst so häufig in Mannheim sieht und dem diese Stadt wohl auch ihren schlechten Ruf zu verdanken hat. Wenn man beispielsweise das Ensemble aus Kunstverein und den beiden Gebäuden von "Bilfinger-Berger" sieht, die hier ihren Hauptsitz haben, kann man das auch verstehen. Bei genauerem Hinschauen besteht Mannheim jedoch aus mehr als nur Beton.

Apropos Beton. Gestern habe ich eine Broschüre von "Metropolenfieber! Veranstaltungsreihe StadtBauKultur Mannheim_2007" in die Hand bekommen. Jetzt dürft ihr mal raten, von wem das gesponsert wird. Na? Genau, dem "Beton Marketing Süd".

In unmittelbarer Nachbarschaft von Bilfinger-Berger steht der Glaspalast der "Mannheimer Versicherungen". Ich hatte ja in dem Eintrag über die Vogelstang schon über das merkwürdige Nebeinander von Beton und Natur geschrieben. Hier hat man das ganze ins 21. Jahrhundert transferiert. Im Innenhof steht ein kleiner Baumwald, der hinter Glas eingesperrt ist. Das wirkte mehr als surreal.

Gegenüber dieses Glas-Baumwalds fanden wir einen weiteren Beweis für den städtischen Parkplatzkrieg: "Privatgelände! Das Abstellen von Fremdfahrzeugen wird als Hausfriedensbruch strafrechtlich verfolgt."

So man denn einen Parkplatz finden sollte, darf man auf gar keinen Fall eines der besten italienischen Restaurants Mannheims verpassen. An der Augustaanlage liegt das "Ristorante Augusta", in dem der Inhaber Giovanni Scurti zu sehr moderaten Preisen hervorragend kocht. Das überraschende, aber auch angenehme an diesem Restaurant ist die Mischung des Publikums, vom Arbeiter bis zum Promi ist hier alles vertreten.

Am herrlichsten amüsiert haben wir uns wohl über die Fantasie der Friseure. So findet sich in der Seckenheimer Straße der "Friseursalon Hairicane". Ob das nun das beste Wortspiel ist, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Ich konnte da nur an eine von einem Hurricane zerzauste Frisur denken und musste herzlich lachen.

Das war's auch schon. Und morgen könnt ihr dann Julias Ansichten über diese Tour lesen. Viel Spaß dabei.

Heute abgelaufene Straßen: 15
Dazu benötigte Schritte: 4078
Zurückgelegte Strecke: 2,44km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 142
Heutige Begleitung: Julia Vettermann, Welt-Kompakt
Heute gesichtete gelbe Telefonzellen: 4

Bisher abgelaufene Straßen: 90
Gesamte Schrittzahl: 39339
Gesamte Strecke: 23,58km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1289
Begleitungen durch Mannheims Straßen: 1
Gelbe Telefonzellen in Mannheim: 6

Mittwoch, Mai 24, 2006

Quadratisch? Praktisch? Gut?


So ein Schrittzähler ist schon was feines. Hat er doch mehrere Funktionen und dementsprechend auch einige Tasten. Auf der heutigen Tour habe ich negative Bekanntschaft mit der Taste "Hold" gemacht. Mit dieser Taste kann man alle Daten festhalten und der Schrittzähler läuft dann auch nicht weiter. Nachdem ich einmal unterwegs den Schrittzähler abgenommen hatte, um zu kontrollieren, ob er auch läuft, muss ich wohl auf besagte Taste gekommen sein, denn am Ende der Tour war der Stand immer noch derselbe. Es fehlen geschätzt ein- bis zweitausend Schritte. Die waren dann heute wohl die Zugabe...

Tour 5
Stadtteil: Innenstadt
Abgelaufene Straßen: A1, A2, A3, A4, A5, B7, B6, B5, B4, B3, B2, B1, C1, C2, C3, C4, C5, C6, C7, C8

Die Innenstadt Mannheims ist einzigartig in Deutschland. Keine andere deutsche Innenstadt kommt ohne Straßennamen aus. Hier gibt es nur die sogenannten Quadrate, die wie auf einem Schachbrett durch Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet werden. Eine Adresse in den Quadraten besteht dann aus dem Namen des Quadrats und der Hausnummer, beispielsweise B2, 3.

Die Zählung der Quadrate beginnt am Schloss. Vom Ehrenhof des Schlosses geht die sogenannte Kurpfalzachse runter bis zur Kurpfalzbrücke, die den Neckar überquert. Links der Kurpfalzachse verlaufen die Quadrate A bis K, rechts die Quadrate L bis U (V,W,X,Y und Z Quadrate gibt es leider nicht), wobei die Zählung innerhalb eines Buchstabens an der Kurpfalzachse beginnt und bis zum Ring runtergezählt wird. So liegt A1 direkt an der Kurpfalzachse, A5 am Parkring.

Heute bin ich die A-, B- und C-Quadrate abgelaufen. Und schon in diesem Bereich wird deutlich, dass die Quadrate gar nicht so quadratisch sind. Die meisten Quadrate sind bestenfalls rechteckig, manche abgerundet und selbst Dreiecke sind darunter.

Abgesehen vom Schloss, das teilweise gegenüber der A-Quadrate liegt, haben die Quadrate, die ich heute abgelaufen bin auch noch andere Attraktionen. Auf manche weniger bekannte Stellen weisen seit Kurzem Informationstafeln hin, die die Stadt Mannheim angebracht hat, so z.B. in A2, wo das Palais Bretzenheim steht und in B2, wo die Kanzlei des Anwalts Max Hachenburg, dem "Vater des modernen Aktien- und Handelsrechts", stand.

Andere Attraktionen sind die Jesuitenkirche in A3, deren Bau von Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz in Auftrag gegeben wurde und das Zeughaus in C5, das zur Zeit restauriert wird. Wie in vielen Ecken Mannheims findet man auch in den Quadraten eine wilde Mischung aus alten und neuen Bauten, wobei die Nachkriegsbauten überwiegen, da Mannheim im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Manche Gebäude wurden nach dem Krieg restauriert, andere wie z.B. das Nationaltheater in B3 wurden abgerissen. In diesem Quadrat befindet sich heute der unbebaute Schillerplatz. Im Sommer kann man sich dort wunderbar erholen, da das "Cafga" in B2 neben günstigen Sandwiches und Getränken (und einem von Montag bis Donnerstag rauchfreien Lokal!) auch Liegestühle zum Ausleihen anbietet.

Aber in den Quadraten kann man sich nicht nur erholen, sondern auch zum Lagerverkauf gehen oder exquisit kochen lernen. Ersteres in B6, wo "ODIN" Accessoires und vieles mehr verkauft, letzteres in C1 in der "1. Mannheimer Kochschule".

Sehr kurios fand ich die Ansammlung von politischen Überzeugungen, die die Bewohner dieser Stadt in Form von Aufklebern oder Graffiti ihren Mitbürgern kundtun. Die Aufkleber sind recht einseitig, da meist von der Antifa. Die Graffiti hingegen sind vielfältiger. Drei verschiedene sind mir heute aufgefallen. Eins wandte sich wohl gegen die vielen Aufkleber ("Nieder mit der Antifa"), ein weiteres gleich nebenan zeugte von dem Frust eines Hartz-IV Empfängers ("Arbeitsverhinderungsamt!") gegenüber dem sogenannten Job-Center, das in dem heruntergekommenen Gebäude bis vor kurzem weilte (beide in C7). Das dritte Graffiti hat mich ein wenig verstört, da ich den Zusammenhang nicht ganz verstanden habe. Da stand an der Mauer der Jesuitenkirche "Nie wieder Kommunismus". Das ist ja schön und gut, aber was hat das denn mit den Jesuiten zu tun? Man kann diesem Orden vielleicht einiges vorwerfen, aber für den Kommunismus sind die Jesuiten meines Wissens noch nie eingetreten.

Ein Mitglied dieses Ordens war Pater Alfred Delp, der zu der Widerstandsgruppe des "Kreisauer Kreises" während der Nazi-Herrschaft gehörte und im Februar 1945 von den Nazis hingerichtet wurde. Sein Geburtshaus steht ebenfalls in C7, gleich neben dem ehemaligen Job-Center.

Ein weiterer "prominenter" Sohn der Stadt Mannheim ist Heinrich Caro. Hierauf weist eine Gedenktafel in C8 hin: "An dieser Stelle stand das Haus des Heinrich Caro (1834-1910) des großen Erfinders auf dem Gebiete der Teerfarbenindustrie". So, so. Vielleicht erklärt das, warum gleich nebenan im "Thing-Music-Club" Psychedelic Rock und Pfälzer Rock (gibt es da einen Unterschied?) gespielt wird.

Heute abgelaufene Straßen: 20
Dazu benötigte Schritte: 7727
Zurückgelegte Strecke: 4,63km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 253

Bisher abgelaufene Straßen: 75
Gesamte Schrittzahl: 35261
Gesamte Strecke: 21,14km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 1147

Weitere Quadrate-Einträge:
- Die falschen Quadrate

Zu den aktuellen Einträgen

Dienstag, Mai 23, 2006

Die Zigarette danach


Tour 4
Stadtteil: Pfingstberg
Abgelaufene Straßen: Wachenburgstraße, Waldlichtung, Martinistraße, Herbststraße, Osterstraße, Sommerstraße, Pfingstbergplatz, Herrensand, Strahlenburgstraße, Frühlingsstraße, Am Waldrand, Zum Dornbusch, Silvesterstraße, Winterstraße, Silvesterplatz, Waldblick, Pfingstbergstraße, Waldgartenweg, Erhard-Bruche-Weg

Heute habe ich mal nichts vergessen. Das dachte ich zumindest bis ich in der "Muschelknautz-Bäckerei" im Herrensand stand und ein Laugenbrötchen kaufen wollte. Mein Portemonnaie lag da noch zu Hause und mein Magen blieb die ganze Tour über leer.

Pfingstberg ist ein kleiner Stadtteil im Süden Mannheims. Wie ich einer Gedenkplakette am Pfingstbergplatz entnehmen konnte, wurde er 1922 gegründet. Pfingstberg grenzt an das Rheinauer Freibad und an den Rheinauer Friedhof. Allein die evangelische Pfingstbergkirche scheint nach dem Stadtteil benannt zu sein (wenn man mal von Straßennamen absieht). Die Kirche liegt am Waldblick und ist auch als eine Art Waldkirche konzipiert. Zumindest kann man links und rechts am Altar vorbei in die Natur schauen, bzw. in das, was der Mensch davon übriggelassen hat.

Bemerkenswert an Pfingstberg ist, dass hier noch alle Stromleitungen von einem Dach zum nächsten verlaufen und nicht unter der Erde verlegt sind. In anderen Stadtteilen ist mir das bisher noch nicht aufgefallen. Ich glaube, dass ich so etwas zuletzt in amerikanischen Städten gesehen habe.

Auch in Pfingstberg lässt sich wieder das Phänomen der kollektiven Straßenbenennung beobachten. Hier hat man sich, wohl ausgehend vom Namen des Stadtteils, auf Feiertags- und Jahreszeitennamen konzentriert. So sind dann auch Ostern, Silvester und alle vier Jahreszeiten vertreten. Nur Weihnachten fehlt. Aber das hat man sich dann wahrscheinlich nicht getraut.

Von den Jahreszeiten- und Waldbenennungen weicht die Martinistraße etwas ab. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass sie die einzige Straße links der Wachenburgstraße ist. In der Martinistraße steht, wie in fast jeder anderen deutschen Straße auch, ein Zigarettenautomat. Nur steht direkt daneben ein Kondomautomat. So bekommt man hier gleich das rundum-glücklich-Paket. Den Pariser für währenddessen und die Zigarette danach, nur der Automat für den Martini davor fehlt noch. "Sex and the City" in Pfingstberg. Wer hätt's gedacht.

Heute abgelaufene Straßen: 19
Dazu benötigte Schritte: 9286
Zurückgelegte Strecke: 5,57km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 309

Bisher abgelaufene Straßen: 55
Gesamte Schrittzahl: 27534
Gesamte Strecke: 16,51km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 894

Montag, Mai 22, 2006

Lebensgefahr in Mannheim


Tour 3
Stadtteil: Oststadt
Abgelaufene Straßen: Renzstraße, Bassermannstraße, Suckowstraße, Lessingstraße, Schöpflinstraße, Medicusstraße, Ludwig-Ratzel-Straße, Hans-Reschke-Ufer, Josef-Braun-Ufer

Als ich heute morgen meine Tour begann, war ich noch nicht wirklich wach, hatte noch nicht gefrühstückt und, wohl auch Dank des schwülen Wetters, leichte Kopfschmerzen. So merkte ich dann auch erst in der dritten Straße der heutigen Tour, dass ich vergessen hatte, meinen Schrittzähler am Gürtel anzubringen. Also nochmal zurück, Schrittzähler auf Null gestellt, an den Gürtel dran und los.

In meinem Eintrag der ersten Tour hat man sicherlich gemerkt, dass ich ein wenig enthusiastisch ob der entdeckten gelben Telefonzelle war. Nun, gleich zu Beginn der Bassermannstraße, gegenüber dem Theresienkrankenhaus, steht noch ein Exemplar. So selten scheinen sie also gar nicht zu sein, wenn ich nach nicht mal 30 abgelaufenen Straßen mehr als eine finde.

Dieser Teil der Oststadt, der zwischen dem Luisenpark und dem Neckar liegt, ist vor allem vom Theresienkrankenhaus und mehreren Arztpraxen geprägt. Aufgrund des Krankenhauses scheint es hier einen besonders ausgeprägten Parkplatzkampf zu geben. Eine Garageneinfahrt in der Suckowstraße war von drei sehr penetrant wirkenden "Ausfahrt freihalten"-Schildern umsäumt. Ein Arzt, der sich entweder auf Fuß- oder Hautkrankheiten spezialisiert hat (so genau kann ich mich leider nicht mehr erinnern), hatte doch tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift "Arztausfahrt - Tag und Nacht freihalten" an seiner Garage kleben. Selbst mit meiner doch recht überbordenden Fantasie konnte ich mir nicht vorstellen, dass er besonders häufig zu Notfällen eilen müsste.

Neben dem Krankenhaus gibt es noch ein Altenwohnheim und eine Schule in diesem Teil Mannheims. Ich glaube, ich habe nun auch ausgemacht, warum die schulischen Leistungen in Deutschland im internationalen Vergleich so miserabel sind. Mal ganz davon abgesehen, dass auch in dieser Schule ein Teil des Unterrichts in sicherlich mal als Provisorium gedachten Containern stattfindet, grenzt sie an die Lessingstraße. Entweder hat man bei der Stadt Mannheim einen etwas abwegigen Humor oder die Rechtschreibreform hat auch bei den Mitarbeitern der Stadt einen beträchtlichen Schaden angerichtet. Was auch immer der Grund sein mag, wenn man von der Bassermannstraße kommt, geht man in die Lessing-Strasse. Vom Josef-Braun-Ufer hingegen betritt man die Lessingstraße.

Auch ich mag ja die sich immer wieder ändernde Rechtschreibreform nicht in all ihren Facetten (schreibt man das noch so?!?) verinnerlicht haben, aber dass nach einem kurzen Vokal ein Doppel-S folgt und nach einem langen Vokal ein ß ist schon sehr eingängig. Und selbst im Mannemer Dialekt spricht man Straße mit einem langen Vokal, ansonsten reimte sich Straße ja mit Trasse oder Tasse. Das ist ja nun nicht der Fall. Soviel zur Deutschstunde.

Man fragt sich halt nur, ob das noch keinem Lehrer aufgefallen ist, oder ob es den Lehrern (und Schülern) dieser Schule einfach egal ist. Für den nächsten Pisa-Test sehe ich jedenfalls schwarz. (Natürlich bin ich mir bewusst, dass in der Adresse dieses Blogs "mannheims-strassen" steht. Das liegt halt daran, dass es bei Internetadressen keine Umlaute und besondere Buchstaben wie das ß gibt.)

So richtig spannend wird es auch erst, wenn man in das Hans-Reschke-Ufer einbiegt. Dort wird man dann gleich von einem Warnhinweis begrüßt, der bei Bedarf mit einem orangenem Licht verstärkt wird: "Lebensgefahr Eisschlag vom Fernmeldeturm". Ein weiteres Schild steht dann zwischen selbigem und dem Bootshaus. Was bin ich froh, dass ich diese Straßen schon jetzt ablaufe und nicht erst im Winter. Es gibt sicherlich schönere und vor allem weniger skurrile Todesarten als von einem Eiszapfen durchbohrt zu werden.

Man kann selbstverständlich auch zur Aussichtsplattform des Fernmeldeturms hochfahren und Mannheims Straßen von oben betrachten. Kann man, muss man aber nicht. Warum? Höhenangst. Zudem kann ich mir etwas Spaßigeres vorstellen als mit dem Fahrstuhl durch einen dunklen Schacht zu fahren. Klingt alles ein wening paranoid, ich weiß. Es ist aber einfach nicht mein Ding. Ansonsten ist das sicherlich sehr zu empfehlen und essen kann man da oben auch. Nur im Winter wär ich halt etwas vorsichtiger. Wegen der Eiszapfen und so...

Heute abgelaufene Straßen: 9
Dazu benötigte Schritte: 4737
Zurückgelegte Strecke: 2,84km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 153

Bisher abgelaufene Straßen: 36
Gesamte Schrittzahl: 18248
Gesamte Strecke: 10,94km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 585

Freitag, Mai 19, 2006

Die Ironie ist tot


Tour 2
Stadtteil: Vogelstang
Abgelaufene Straßen: Geraer Ring, Weimarer Straße, Jenaer Weg, Gothaer Weg, Saalfelder Weg, Apoldaer Weg, Thüringer Straße, Suhler Weg, Altenburger Weg, Erfurter Weg, Meininger Weg, Rudolstadter Weg, Eisenacher Weg

Als ich heute morgen im Stadtteil Vogelstang aus dem Auto stieg, betrat ich eine andere Welt. Die Vogelstang ist eine Trabantenstadt. Die komplette Palette der Architektur der 1970er Jahre kann man hier betrachten. Vom Hochhaus am Geraer Ring, über die doppelstöckigen Reihenhäuser am Erfurter Weg, bis zu den Reihenhausbungalows am Gothaer Weg ist hier alles zu bestaunen.

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, man wäre mitten im real existierenden Sozialismus angekommen. Gut, die Kirche der "Zwölf-Apostel-Gemeinde" am Geraer Ring und die erstaunlich häufig am Wegesrand stehenden Luxuskarossen von Mercedes-Benz und BMW trüben diesen Eindruck ein wenig.

Aber fragen darf man sich ja schon, warum dieser Stadtteil aussieht, als wäre er im Osten dieses Landes gebaut worden und dann auch noch durchgehend dazu passende Straßennamen aufweist. Zynismus, könnte man denken. Vielleicht auch Ironie. Nur spätestens am Apoldaer Weg merkt man: die Ironie ist tot.

Dort erblickte mein trübes Auge einen Trabant, besser bekannt als Trabbi, und wenige Meter weiter gleich einen zweiten. Dass man bei Trabant damals auch Kleinbusse, heute auch Minivans genannt, gebaut hat, war mir allerdings nicht bewusst. Spätestens hier kann man nur zu einem Urteil kommen: die DDR lebt - in Mannheim auf der Vogelstang.

Wobei die Architektur größtenteils doch eher westdeutsch ist. Die Reihenhausbungalows erinnerten mich an die Bungalows, die in Kiel anlässlich der Olympischen Spiele von 1972 gebaut wurden. Das hat dann doch eher einen westdeutsch-mittelständischen Wohlstandsflair à la 70er Jahre.

Erstaunlicherweise ist dieser Stadtteil sehr ruhig, fast schon unangenehm. Nur an der Thüringer Straße hört man den Autoverkehr der B38. So war ich fast erleichtert, als ich im Erfurter Weg den Lärm spielender Kinder von der Grundschule hörte.

Und sehr, sehr grün ist es auch. Nur wirkt das Grün doch arg deplatziert und künstlich zwischen all dem Beton. Es gibt sicherlich viele Baustoffe, die sehr schön mit der Natur korrespondieren. Die Vogelstang beweist: Beton gehört nicht dazu.

Mein persönliches Highlight war der Rudolstadter Weg. Dort gibt es einen kleinen Supermarkt, den "RULI-Markt". Von außen wirkt er recht unscheinbar und beinahe wäre ich auch einfach dran vorbei gegangen. Einmal drin, war ich doch sehr erstaunt. Fast das gesamte Angebot habe ich noch nie in dem Supermarkt meiner Wahl gesehen. Die Produkte sind fast ausschließlich osteuropäischer Herkunft. Sehr interessant fand ich zum einen die gigantische Auswahl an Bonbons, die man sich dann selbst zusammen stellen kann, zum anderen die Nudeln aus deutscher Produktion, deren Verpackungen sowohl auf deutsch als auch auf russisch beschriftet waren. Da hat wohl jemand eine Geschäftslücke entdeckt. Allein wegen der Bonbons und auch der Auswahl feinster russischer Wodka ist die Vogelstang eine Reise wert.

Kurios ist auch das "Vogelstang-Center" am Geraer Ring. Draußen ist tote Hose, drinnen tobt das Leben. Okay, drinnen sitzen viele Rentner. Nur sollte man mit der Straßenbahn (Linie 7) anreisen. Denn als ich zurück zu meinem Auto kam, fand ich einen Strafzettel an meiner Windschutzscheibe. Warum ich auf einem Parkplatz vor einem Einkaufszentrum nicht parken darf, ist mir nicht wirklich erklärlich. Ich führe es einfach auf eine feindsehlige Einstellung der Mannheimer Politessen gegenüber auswertigen Kennzeichen zurück. Wäre nicht das erste Mal.

So kann ich euch nur raten: meidet das Vogelstang-Center, fahrt zum RULI-Markt!

Heute abgelaufene Straßen: 13
Dazu benötigte Schritte: 6208
Zurückgelegte Strecke: 3,72km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 201
Strafzettel: 1

Bisher abgelaufene Straßen: 27
Gesamte Schrittzahl: 13511
Gesamte Strecke: 8,1km
Bisheriger angeblicher Kalorienverbrauch: 432
Bisherige Anzahl der Strafzettel: 1

Mittwoch, Mai 17, 2006

Von der Provence bis zur Toscana


Petrus war mit mir, die Sonne schien. Nach den kräftigen Gewittern in der vergangenen Nacht hatte ich schon befürchtet, meine erste Tour heute im Regen beginnen zu müssen.

Aber zunächst einmal ein paar technische Dinge. Ich habe mir einen Schrittzähler zugelegt, um zu sehen, wie lang die jeweiligen Touren ungefähr sind. Meinen Schrittzähler habe ich auf eine durchschnittliche Schrittlänge von 60cm eingestellt, daraus errechet er dann die zurückgelegte Strecke. Durch die Eingabe meines Körpergewichts kann ich dann auch noch sehen, wie viele Kalorien ich angeblich verbraucht habe. Und, nein, mein Körpergewicht werde ich hier nicht veröffentlichen. Die angegebenen Schritte und die zurückgelegten Strecken sind ungefähre Angaben, da so ein Schrittzähler halt doch nicht ganz perfekt ist. Gezählt wird dann nur die tatsächlich zurückgelegte Strecke. An- und Abfahrt zu dem jeweiligen Stadtteil zählen nicht.

Tour 1
Stadteil: Neckarstadt-Ost
Abgelaufene Straßen: Lange Rötterstraße, Käfertaler Straße, Obere Clignetstraße, Chamissostraße, Kleiststraße, Grillparzerstraße, Lenaustraße, Kobellstraße, Cannabichstraße, Verschaffeltstraße, Uhlandstraße, Untere Clignetstraße, Eichendorffstraße, Schafweide

Die Menschen in dieser Region sprechen häufig von der deutschen Provence oder der deutschen Toscana, wenn sie von ihrer Heimat in der Kurpfalz, Südpfalz oder Nordbaden berichten. Nun, ja, Mannheim als Zentrum ist dann wohl höchstens mit Marseille, Mailand oder Turin zu vergleichen. Eine Industriestadt halt. Aber eine mit einem gewissen Charme.

So muss man dann auch nicht ins Ausland reisen, um französische oder italienische Köstlichkeiten zu probieren. Das geht beispielsweise in der Langen Rötterstraße schon ganz gut. An einem Ende dieser Straße liegt das "Le Toulonnais", an dem anderen das "Adria". Mittendrin kann man dann beispielsweise auch noch einen Ausflug nach Kuba ("Cuba Salsa") machen, wenn man es etwas kospmopolitischer möchte.

Interessant ist auch der Glockenturm der Melanchthongemeinde. Der ist gefühlte hundert Meter hoch und sieht aus wie ein ein wenig zu groß geratenes Baumhaus. Angeblich war er so teuer, dass die Gemeinde nun kein Geld mehr hat ihre Kirche zu renovieren und spielen kann man darin leider auch nicht - man benötigt nämlich eine Spezialfirma, die das Ding einmal jährlich wartet.

Nur einige Meter weiter ist der Nachbarschaftskios (an der Ecke zur Geibelstraße). Ein kleines, schnuckeliges Gebäude, das vor langer Zeit wohl mal eine Polizeistation war. Zumindest soll fast die ganze Ecke unterkellert sein, Versammlungsraum und Zellen inklusive.

An der Käfertaler Straße standen bis vor kurzem noch einige Bäume, die für die Anwohner den Blick auf die Hochhäuser der Neckarpromenade wohl um einiges erträglicher gemacht haben. Die sind nun gefällt worden, um Platz zu machen für eine neue Straßenbahnlinie, die den Alten Meßplatz mit der Friedrich-Ebert-Straße verbinden soll.

Eine weitere Besonderheit in der Käfertaler Straße ist der eigenartige Geruch. In anderen Städten sucht man sich die Wohnung danach aus, ob ein Kindergarten oder eine lebendige Kneipenszene in der Nähe ist. In Mannheim ist das oberste Wohnkriterium, welchen Geruch man am ehesten verträgt. Den der Schokoladenfabrik oder doch lieber den der Brauerei? Den Geruch in der Käfertaler Straße konnte ich nicht genau zuordnen, es roch ein wenig nach verdorbenem Bier, irgendwie muffig. Dass das Abholzen der Bäume etwas mit dem merkwürdigen Geruch in dieser Straße zu tun hat, glaube ich nicht. Komischerweise war er aber nur in dieser einen Straße zu vernehmen.

Zwischen der Langen Rötterstraße und der Käfertaler Straße befinden sich mehrere Wohnstraßen, in denen gibt es u.a. auch ein Kinderhaus, eine Baptistengemeinde, die auch spanischsprachige Gottesdienste anbietet (bei Pastor Castro...), einen Fahrradladen, den der ehemalige Radrennfahrer Willi Altig 1969 eröffnet hat sowie eine sehr sympatische Buchhandlung, die, statt in den Fenstern Werbung für ihre Bücher zu machen, lieber an den Atom-GAU von Tschernobyl erinnert.

In der Cannabichstraße (fügt hier bitte euren Cannabis-Witz ein, die Bewohner der Cannabichstraße kennen ihn bestimmt!) fand sich dann auch noch eine der guten alten gelben Telefonzellen. Und ich dachte, die seien schon ausgestorben. Irgendwo auf dem Land hätte ich die ja noch vermutet, aber mitten in Mannheim?

Zwischen der Unteren und der Oberen Clignetstraße kam ich mir zwischenzeitlich vor, als wäre ich in Barcelona. Auf der Verkehrsinsel befindet sich ein recht großer Kinderspielplatz und auf diesem Platz zwei Figuren, die mich doch sehr stark an den Parc Guell von Antonio Gaudi erinnerten. War Gaudi auch mal in Mannheim? Wäre mir neu...

Das Beste kam dann zum Schluss. Schon ein wenig ausgelaugt von meiner Tour (mein Konditionslevel ist quasi nicht mehr existent), entdeckte ich in der Käfertaler Straße ein kleines, goldiges Bistro/Café. Zunächst stand ich ein wenig verwundert davor, da ich so etwas gediegen cooles bisher nur aus Berlin und Hamburg kannte. "Schwarzes Schaf" heißt es. Vom Hunger gepackt und sehr durstig bin ich dann rein und hab gleich gefragt, wie lang es dieses Café denn schon gibt. Diese Frage hat einen guten Grund. Obwohl ich in der Nähe der Langen Rötterstraße wohne, habe ich erst nach mehr als zwei Jahren das "Toulonnais" entdeckt. Damals war ich sehr entsetzt. Heute hingegen sehr erleichtert, da das "Schwarze Schaf" erst im April eröffnet hat. Die Sandwiches sind ein Traum und wirklich sehr lecker, die mir bisher unbekannte "Fritz-Limo" ist auch zu empfehlen. An die Fritz-Kola "mit dem höchsten erlaubten Koffeingehalt" habe ich mich, nachdem ich meine Colasucht schon vor Jahren besiegt habe, nicht herangewagt.

Derart gestärkt habe ich dann meine erste Tour an der Schafweide beendet. Dass das "Schwarze Schaf" so heißt wie es heißt, ist laut Inhaberin reiner Zufall. Aber ein sehr amüsanter.

Heute abgelaufene Straßen: 14
Dazu benötigte Schritte: 7303
Zurückgelegte Strecke: 4,38km
Angeblich verbrauchte Kalorien: 231 (durch den Halt im "Schwarzen Schaf" sicherlich wieder eliminiert)

PS: Das Foto entstand in der Lenaustraße. Irgendwie provencalisch/toskanisch.

Dienstag, Mai 16, 2006

Stadtplan

So, morgen geht's los. Vorab habe ich schon mal einen Link zum Internet-Stadtplan der Stadt Mannheim an der Seite angebracht. Mit Hilfe dieses Stadtplans kann man sich dann relativ einfach einen Überblick über die jeweils abgelaufenen Straßen verschaffen.

Donnerstag, Mai 11, 2006

Mannheims Straßen

Seit nunmehr fünf Jahren lebe ich nun schon in Mannheim. Zeit genug, um Mannheim von vorne bis hinten kennen zu lernen. Sollte man zumindest denken.

Falsch.

Ich mag hier zwar leben, durch viele Straßen gelaufen sein, in vielen Cafés und Restaurants getrunken und gegessen haben. Nur wirklich "kennen" tue ich Mannheim leider immer noch nicht. Zu Mannheim gehört halt noch mehr als nur die Quadrate und einige Straßen in den angesagten Stadtteilen. Mannheim ist mehr als nur die "Söhne Mannheims" und ein Raumschiff namens "SAP-Arena".

Da mein Studium an der Uni sich nun langsam dem Ende zuneigt, möchte ich Mannheim, bevor ich diese Stadt irgendwann aus beruflichen Gründen verlassen muss, richtig kennen lernen. Und wie kann man dies besser tun, als ihre Straßen abzulaufen. Mein Ziel ist es, alle Straßen Mannheims, ob in den Quadraten oder in den Vororten, ob Ausfallstraße oder verkehrsberuhigte Straße in einer Wohnsiedlung, zu erlaufen und hier darüber zu berichten.

Den Gedanken, mal irgendwann mit den verschiedenen Straßenbahnlinien durch alle Stadtteile zu fahren, trage ich schon eine ganze Weile mit mir herum. Nur auf die Idee, Mannheims Straßen zu erkunden, bin ich leider nicht ganz alleine gekommen. Ryan Carpenter aus San Luis Obispo in Kalifornien hat mich auf diese Idee gebracht. Zufällig bin ich auf seinem Blog "Walking San Luis Obispo" mit dem Untertitel "How to walk every single street in the city of San Luis Obispo, and the crazy guy that's doing so" gelangt. Während meiner Zeit als Austauschschüler vor zehn Jahren war ich auch einmal einen Tag lang in San Luis Obispo. Die einzige Erinnerung, die ich noch daran habe, ist mein Besuch im "Barnes & Noble" Buchladen und dass ich dort ein englisches Buch über deutsche Lyrik gekauft habe. Unwillkürlich habe ich mich dann gefragt, ob er wohl auch an diesem Buchladen vorbei gelaufen ist. Herausgefunden habe ich es leider nicht. Aber wahrscheinlich ist es schon.

So werde ich nun der "crazy guy", der durch Mannheims Straßen läuft. Mal schauen, wer und was mir da in den kommenden Wochen und Monaten so alles begegnet.